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Zurecht stellst du dir nun vielleicht die Frage: Was ist sanfter Tourismus? Darunter versteht man ein Konzept von Tourismus, bei dem Reisende so wenig wie möglich auf die Natur des Urlaubsziels und die Kultur der Einwohner einwirken. Außerdem geht es darum, genau diese beiden Aspekte so intensiv und unverfälscht wie möglich zu erleben. Klingt eigentlich ganz wunderbar, oder?
Die drei Merkmale des sanften Tourismus sind
Der Zukunftsforscher, Journalist und Publizist Robert Jungk regte bereits im Jahr 1980 erste Überlegungen zum Begriff des „sanften Tourismus“ an. Die langfristigen Ziele des nachhaltigen Tourismus sind ökologischer, sozialer und ökonomischer Natur. Dabei müssen die Interessen aller Beteiligten, also von Reisenden, Wirtschaft, Umwelt und Bevölkerung, gleichermaßen berücksichtigt werden.
Wusstest du, dass sanfter Tourismus nicht nur in der Natur möglich ist? Auch in Städten kann man nachhaltig reisen. In erster Linie geht es beim ökologischen Ziel darum, keinen negativen Fußabdruck zu hinterlassen. Das bedeutet für Reisende: Ressourcen wie zum Beispiel Trinkwasser schonend nutzen und Abfall nicht liegen lassen! Auch das Reiseland selbst kann durch neue Konzepte, zum Beispiel zur Müllentsorgung, und Technologien nachhaltigen Tourismus fördern.
Sanfter Tourismus steht auch dafür, sich mit der Kultur, der Sprache und den Menschen am Urlaubsort auseinanderzusetzen. Ein paar Worte in der Landessprache haben bei uns schon oft das Eis gebrochen. Außerdem zeugt es von Respekt, die örtlichen Gepflogenheiten wie Feiertage oder Kleiderordnungen zu wahren.
Das ökonomische Ziel sieht vor, dass das durch den Tourismus erwirtschaftete Geld auch am Urlaubsort verbleibt. Konkret heißt das zum Beispiel, örtliche Hotels und Unterkünfte zu fördern, in denen Einheimische angestellt sind. Davon profitiert zum einen die Bevölkerung selbst, die durch den Tourismus sichere Arbeitsplätze mit gerechten Löhnen erhält. Zum anderen wird die wirtschaftliche Situation des Reiselandes gestärkt.
So schön das Reisen für Urlauber ist, so viele negative Folgen kann es haben. Hast du schon mal auf einer öffentlichen Toilette ein Schild gesehen, auf dem steht: „Verlasse mich bitte so, wie du mich vorgefunden hast“? Diese Schilder bräuchte es auch an dem einen oder anderen Urlaubsort. Das Problem: Ohne Rücksicht zu nehmen, hinterlassen manche Reisende dort einfach ihren Abfall.
Die negativen Auswirkungen des Massentourismus sind vielfältig – und zum Großteil verheerend. Bei der An- und Abreise entstehen beispielsweise Emissionen durch den Ausstoß von Kohlendioxid (CO2), die maßgeblich das Klima schädigen. Insbesondere Flugreisen nehmen hierauf einen großen Einfluss.
Aber der Massentourismus hat auch Folgen, die uns zunächst nicht so naheliegend erscheinen. So werden beispielsweise beim Bau von Hotels viele Waldflächen abgeholzt. Die Folge: Mögliche Bodenerosionen, die das Meer eintrüben und verschmutzen.
Was ist der Unterschied zwischen Massentourismus und sanftem Tourismus? Sanfter, nachhaltiger Tourismus stellt ein Gegenkonzept zum Massentourismus dar und soll dessen negativen Folgen entgegenwirken. Ein Beispiel: Naturschutzgebiete bleiben nur dann so unverfälscht und schön, wenn Sie nicht durch den unkontrollierten Besuch tausender Menschen zerstört werden. Im Konzept des sanften Tourismus werden hierfür Wege und Kontrollen geschaffen, um die schützenswerte Natur zu erhalten.
Skifahren, Snowboarden oder Wandern: Insbesondere in den Alpen stellt der Massentourismus eine große Herausforderung dar. Die zunehmende Beliebtheit der Bergregionen lockt durch traumhafte Aussichten und satte Natur immer mehr Menschen an. Rein wirtschaftlich betrachtet eine wahre Goldgrube.
Schnell kommt es dadurch aber zu einer Übernutzung der Natur. Es werden immer mehr Lifte gebaut und Wanderwege geschaffen. Hotels schießen förmlich aus dem Boden. Durch das Verkehrsaufkommen entstehen zahllose Staus, Straßen müssen zu bestimmten Zeiten sogar tagsüber gesperrt werden.
Wie kann der sanfte Tourismus in den Alpen noch gegensteuern? Es bestehen bereits verschiedene Kooperationen und Initiativen, die nachhaltigen Alpentourismus fördern. Insbesondere neue Mobilitätskonzepte stehen dabei im Fokus. Diese sollen es Touristen ermöglichen, während des gesamten Aufenthaltes sowie bei der An- und Abreise auf ein eigenes Auto zu verzichten.
Die Erhaltung der unerschlossenen Bergnatur ist ebenfalls ein wichtiges Anliegen. Sportarten, wie Klettern oder Skifahren, sind dabei gar nicht gerne gesehen, da sie zu stark in die Natur eingreifen. Stattdessen werden Sportarten bevorzugt, die die Natur bewahren, wie sie vorgefunden wurde, wie zum Beispiel das Wandern.
Der Nachhaltigkeitsgedanke betrifft auch Hotels und die Gastronomie. Neben der Vorgabe, alles so regional wie möglich zu halten, sollen auch nicht mehr als doppelt so viele Touristenbetten angeboten werden, wie es Einwohner gibt. Damit wird vermieden, dass die Touristenorte außerhalb der Saison zu wahren Geisterstädten werden.
Social Media und Massentourismus
Sogenanntes Geotagging führt ebenfalls dazu, dass Touristen malerische Orte überrennen und zerstören. Geotagging bedeutet, dass die genauen Koordinaten eines Ortes innerhalb eines Social Media Posts veröffentlicht werden. Gerade Influencer mit großer Reichweite sollten dies nur mit Bedacht und Rücksicht auf die Natur tun. Wer also gerne seine Reisen auf den sozialen Netzwerken teilt und Massentourismus nicht fördern möchte, sollte keine Geotags angeben.
Nachhaltiger Tourismus in den Alpen ist natürlich nur ein Beispiel. Daneben gibt es noch zahlreiche weitere Möglichkeiten, sanften Tourismus auszuüben:
Letztlich können wir alle vom sanften Tourismus profitieren. Denn wollen wir nicht die Natur und Urlaubsorte in ihrer ganzen Ursprünglichkeit erleben? Das Gute ist: Je mehr von uns heute den nachhaltigen Tourismus fördern, desto mehr wird er sich entwickeln und hoffentlich bald den Massentourismus und seine Folgen verdrängen. Dann können sich auch weitere Generationen an diesen wunderbaren Orten erfreuen, wie wir es heute tun.